15.03.2023 • Verfasser: Franz van Acken
Ob Spiele gegen die Mannschaft aus dem Nachbardorf oder gegen die Auswahl anderer Nationen. Der Wettbewerb zwischen den Mannschaften und die daraus resultierenden Rivalitäten sind seit den Anfängen des Fußballs ein grundlegender Bestandteil desselben. Sie motivieren nicht nur die Mannschaften, sich sportlich zu verbessern, sondern auch die Fans, die jedes Wochenende in die Stadien pilgern. Damit diese Spiele in geordneten Bahnen ablaufen konnten, wurden sie schon früh in Turnieren ausgetragen. Das erste nationale Turnier war der englische FA-Cup im Jahr 1872, der sich bis heute gehalten hat.
Dieser Blogbeitrag befasst sich mit internationalen Fußballturnieren und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit. Zunächst geht es um die Entwicklung der Fußballregeln. Dann werden wir uns die Geschichte der Weltmeisterschaft ansehen. Außerdem gehen wir auf die Fußball-Europameisterschaft und die relativ neue UEFA Nations League ein. Hier erfährst du, was es mit internationalen Fußballturnieren auf sich hat!
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in England die ersten Fußballregeln aufgezeichnet. Von den anfänglichen 15-20 Spielern, erlaubtem Handball, keinem Abseits oder Eckstößen entwickelte sich das Spiel bis Anfang der 1870er Jahre fast zu seiner heutigen Form. Im Jahr 1873 wurden Schiedsrichter auf dem Spielfeld eingeführt, die aber immer noch anders agierten, als wir es heute kennen. Es dauerte auch fast 100 Jahre, bis 1976 das Elfmeterschießen in seiner modernen Form als letzte Entscheidung eines Spiels eingeführt wurde.
Das erste Länderspiel der Geschichte wurde viel schneller ausgetragen. Es wurde bereits im Jahr 1872 zwischen England und Schottland ausgetragen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Länderspiele häufiger ausgetragen, aber bei weitem nicht so regelmäßig wie heute. Das erste internationale Fußballturnier und damit die erste inoffizielle Weltmeisterschaft waren die Olympischen Spiele 1924 in Paris. Dort trafen zum ersten Mal Mannschaften aus 22 Nationen aufeinander. Nach 24 Spielen war Uruguay der erste inoffizielle Weltmeister, und das Turnier bot mit durchschnittlich 4 Toren pro Spiel bereits einen hohen Unterhaltungswert.
Die erste offizielle Weltmeisterschaft wurde 1930 in Uruguay ausgetragen, das sich nach dem Gewinn des ersten inoffiziellen Titels auch den ersten offiziellen Weltmeistertitel sicherte. Da das Internationale Olympische Komitee (IOC) nur Amateure zu den Olympischen Spielen zuließ, sagten einige große Mannschaften ab. Dies war einer der Gründe, warum schließlich eine eigene Weltmeisterschaft ausgetragen wurde.
Von Anfang an wurde der Turniermodus der Weltmeisterschaft immer wieder geändert und die Anzahl der Mannschaften angepasst. Ab 1954 stieg die Zahl der teilnehmenden Mannschaften und damit die Zahl der Spiele stetig an. Bis 1978 nahmen 16 Mannschaften an der Hauptrunde teil, bis 1998 waren es dann 24 Mannschaften. Seitdem können sich 32 Mannschaften für die Hauptrunde qualifizieren, die in acht Gruppen gegeneinander gespielt werden. Bei der Weltmeisterschaft 2026 in Nordamerika wird dieses System wieder auf 16 Gruppen erweitert, um Platz für 48 Mannschaften zu schaffen. Eine Regel, die sich nach langer Zeit in Bezug auf die Teilnahmeberechtigung geändert hat, ist, dass von 1938 bis 2002 nicht nur der Gastgeber, sondern auch der Weltmeister automatisch für die Hauptrunde qualifiziert war.
In der rund 100-jährigen Geschichte der Weltmeisterschaft gingen bisher alle Titel nach Südamerika oder Europa. Brasilien ist mit fünf Weltmeistertiteln die erfolgreichste Nation, gefolgt von Deutschland und Italien mit jeweils vier Titeln. Vor allem Brasilien hat immer wieder Mannschaften mit echten Ballzauberern aufgestellt. So standen beispielsweise Ronaldo, Ronaldinho, Kaka, Rivaldo und Roberto Carlos beim WM-Sieg 2002 für Brasilien auf dem Platz. Auch die Niederlande haben immer wieder Weltklasseteams aufgestellt. Doch einen Titel haben sie nicht gewonnen: 1974 verloren sie das Finale gegen Deutschland, 1978 gegen Argentinien und 2010 gegen Spanien.
Frühere Weltmeisterschaften haben ihre eigenen großen Spieler und Helden hervorgebracht: Gerd Müller, der allein bei der WM-Endrunde 1970 in sechs Spielen 10 Tore erzielte, oder Ronaldo, der bei drei WM-Teilnahmen 15 Tore erzielte. Miroslav Klose übertraf diese Zahl 2014, als er bei seiner vierten WM-Teilnahme insgesamt 16 Tore erzielte und damit der erfolgreichste Torschütze der Turniergeschichte wurde.
Unvergessen und bis heute umstritten: Das "Wunder von Bern" gab dem Nachkriegsdeutschland Hoffnung auf eine bessere Zukunft und legte den Grundstein für die Fußballmacht Deutschland. Das Wembley Tor im Finale 1966 zwischen England und Deutschland, das dem Gastgeberland seinen ersten und einzigen Titel bescherte. Diego Maradonas "Hand of God" im Viertelfinale 1986 gegen England fällt ebenfalls in diese Kategorie.
Offiziell beginnt die Geschichte der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 1960 unter dem Namen "Europapokal der Nationen". Damals spielten in der Hauptrunde nur die Sowjetunion, Frankreich, die Tschechoslowakei und Jugoslawien um den Titel. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl von insgesamt 17 Nationen stellten das Achtel- und Viertelfinale die Qualifikationsrunden dar. So stand nach vier Spielen in der Hauptrunde die Sowjetunion als erster offizieller Europameister fest.
Für die folgenden Europameisterschaften bewarben sich rasch mehr nationale Verbände, und bereits 1972 spielten 32 Mannschaften in den Qualifikationsrunden um den Einzug in die Hauptrunde. In den Jahren 1972 und 1976 spielten nur noch vier Mannschaften in der Hauptrunde, ab 1980 waren es acht Mannschaften in der Hauptrunde. Wie das Turniersystem der Weltmeisterschaft wurde auch das der Europameisterschaft im Laufe der Zeit an die wachsende Zahl der Nationen angepasst, so dass bei der Europameisterschaft 2021 55 Mannschaften an der Qualifikationsrunde teilnahmen. Von diesen schafften es 24 in die Hauptrunde.
Die erfolgreichsten Mannschaften sind Spanien und Deutschland mit jeweils drei Titeln. Die spanische Mannschaft, die sowohl 2008 als auch 2012 den Titel gewann, wird für immer als eine der besten Mannschaften der Geschichte in Erinnerung bleiben. Dazwischen gewannen sie 2010 auch den Weltmeistertitel und bestätigten damit das Talent dieser goldenen Generation des spanischen Fußballs.
Vielleicht der" EM-Titel für eine Mannschaft war der Sieg Griechenlands im Jahr 2004. Mit Otto Rehhagel als Trainer, aber als absoluter Außenseiter in das Turnier gestartet, kämpften sich die Griechen bis ins Finale gegen Portugal. Die Spiele der Griechen waren keine Torfestivals. Das Rezept war, defensiv alles abzublocken und vorne auf Standards zu setzen. Sie gewannen nur das Viertel- und Halbfinale sowie das Finale mit 1:0.
Aus deutscher Sicht mag das "Golden Goal" bei der Europameisterschaft in den Sinn kommen. 1996, im Finale gegen Tschechien, wurde Oliver Bierhoff in der 69. Minute von Berti Vogts eingewechselt. In der 73. erzielte er den Ausgleich, in der 95. drehte er sich im tschechischen Strafraum um sich selbst und erzielte das erste Golden Goal der Fußballgeschichte. Das Spiel war sofort vorbei und Deutschland wurde zum dritten Mal Europameister.
Wie eingangs erwähnt, wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts und um die Jahrhundertwende Freundschaftsspiele zwischen Nationen ausgetragen. Diese Spiele hatten ihren Platz in den Kalendern neben den großen internationalen Fußballturnieren, die stattfanden. Anfangs nur sportliche Wettkämpfe, bei denen es um die Ehre und die Oberhand in einer Rivalität ging, entwickelten sie sich weiter. Freundschaftsspiele wurden genutzt, um neue Spieler in die Mannschaft einzuführen, neue Spielkonzepte auszuprobieren oder das Mannschaftsgefüge vor einer Welt- oder Europameisterschaft zu festigen.
Um diese Freundschaftsspiele sportlich und auch kommerziell zu nutzen, wurde 2014 die Einführung der Nations League beschlossen. Seit 2018 werden im Rahmen dieses Wettbewerbs Freundschaftsspiele zwischen europäischen Ländern ausgetragen.
Für diesen Wettbewerb werden die Nationen für die Saison 22/23 zunächst in vier Ligen mit jeweils vier Vierergruppen eingeteilt. Die anfängliche Zusammensetzung erfolgte auf der Grundlage einer UEFA-Rangliste, so dass ähnlich starke Nationen gegeneinander antreten. Einzige Ausnahme ist die Liga D (vierte Liga), in der nur eine Vierer- und eine Dreiergruppe antreten. Die Gruppensieger der ersten Liga spielen dann im Final-Four-Turnier den Sieger aus. Die Sieger der unteren Ligen steigen auf und können sich in Playoff-Spielen für die Welt- oder Europameisterschaft qualifizieren, sofern sie dies noch nicht getan haben. Die letzten Mannschaften der Gruppen A und B steigen direkt ab. Die letzten vier Mannschaften der Gruppe C bestreiten Playoffs, um die Absteiger zu ermitteln.
Für kleine Vereine bietet dieses Format des internationalen Fußballturniers sportliche und finanzielle Chancen. Mehr Aufmerksamkeit und damit verbundene lukrative TV-Verträge bieten Wachstumspotenzial für Fußball-Zwerge. So erhalten beispielsweise auch Malta, Estland und Lichtenstein ihren Anteil aus dem Geldtopf der UEFA. Außerdem sind Testspiele nicht mehr nur Testspiele, bei denen kaum Interesse besteht und nach der zweiten Halbzeit nichts mehr passiert. Gruppensieg, Aufstieg, Final Four-Turnier oder Abstieg - es steht etwas auf dem Spiel, die Spiele haben einen Wert. Debütanten in den Nationalmannschaften können sich der Fußballwelt in Wettbewerbsspielen präsentieren und bekommen von Anfang an mehr Aufmerksamkeit.
Andererseits ist dies auch der Punkt, an dem die Kritik an der Nations League ansetzt. Als Freundschaftsspiele ausgetragen wurden und nur der Ehrgeiz der Mannschaften den Wettbewerb befeuerte, boten diese Spiele den Trainern Gelegenheit zum Experimentieren. Neue Spieler konnten ohne Druck ihr Debüt in der Mannschaft geben, neue Spielsysteme konnten ohne Siegeszwang ausprobiert werden. Stammspieler, die bereits mit der Mannschaft vertraut sind, konnten geschont werden und es wurde Platz für neue Talente geschaffen.
Darüber hinaus nimmt das Spielpensum im Laufe eines Jahres aufgrund der vielen internationalen Fußballturniere zu. Dadurch steigen der körperliche Verschleiß und das Verletzungsrisiko. Für die UEFA ist die Nations League jedoch unverzichtbar geworden. So sind die Einnahmen der UEFA mit der Einführung des Turniers deutlich gestiegen. In der Saison 20/21 erwirtschaftete die Nations League zusammen mit anderen Freundschaftsspielen und EM-Qualifikationsspielen Einnahmen in Höhe von 647 Millionen Euro. Würde ein Spieltag ausfallen, würde die UEFA rund 100 Millionen Euro verlieren.
Internationale Fußballturniere haben eine lange und reiche Tradition. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Fußballgeschichte und werden es immer sein. Im Vereinsfußball werden Millionen von Euro bewegt, um einen Spieler zu einem neuen Verein zu locken und Titel zu gewinnen. Aber für ein Land zu spielen, hat eine viel tiefere Bedeutung, denn es geht nicht um das Geld, sondern um den Stolz, für ein Land zu spielen.
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